Erfahrungsbericht einer Kursteilnehmerin:
Annäherung ans Lebensende.
Zur Sterbebegleitung befähigen Teil II.
Nach Beendigung des Grundkurses sollte es im April mit dem Aufbaukurs weitergehen. Da auch ein Praktikum für die spätere Tätigkeit verpflichtend ist, wollte ich das gerne vorher noch absolvieren. Das Theodor-Fliedner-Haus in Altenkirchen war so freundlich, mir das zu ermöglichen.
Am ersten Tag war ich schon sehr aufgeregt, war viel zu früh dran und musste dann warten, was die Anspannung noch verstärkte. Dann lernte ich die Betreuungskraft kennen. Sie hat mich sehr gut aufgenommen und meine Aufregung war wie weggeblasen. Der ganze Tag war vollgepackt, ich konnte selber natürlich nicht viel machen, aber viel beobachten. Die Mitarbeiter*innen sowie die Bewohner*innen waren sehr nett. Trotz des eng getakteten Zeitplans blieb, dank der guten Struktur, noch Zeit, um kleine individuelle Wünsche der Einzelnen zu erfüllen. Was mich sehr beschäftigt hat war, dass die Bewohner untereinander, meiner Meinung nach, wenig Kontakt hatten. Im Eingangsbereich saßen manchmal ein paar Personen, aber nicht immer in einem gemeinsamen Gespräch. Ich dachte die mobilen Bewohner*innen würden mehr den Kontakt untereinander suchen. Das fand ich erst sehr traurig. Als ich das ansprach erklärte man mir, dass nicht alle Bewohner*innen selbstständig in der Lage sind Kontakt aufzunehmen. Zentrale Aufgabe der Betreuungskraft ist dann die Aktivierung und Unterstützung bei der sozialen Integration. Vor allem an den Wochentagen organisieren die Mitarbeiter*innen des Betreuungsdienstes verschiedenste Angebote, die bei den Bewohner*innen die Gestaltung eines als sinnvoll erlebten Alltags fördern und die Teilnahme am Leben in der Gemeinschaft sichern. Besonders gut angenommen werden Bingo und Sitzgymnastik. Auch gemeinsames Singen bereitet den Senior*innen große Freude. Am Wochenende bleiben sie auch gerne auf ihren Zimmern, da diese schön groß sind und einen Balkon haben. Angehörigenbesuche können dort in ausreichender Privatsphäre genossen werden. Für die, die keinen Besuch bekommen bietet der Betreuungsdienst Einzelbetreuung an. Am zweiten Tag konnte ich mich schon etwas mehr selbstständig einbringen, da habe ich mich dann etwas nützlicher gefühlt. Zum dritten Tag kam es leider nicht mehr, da der Lock down alles stoppte. Das fand ich sehr schade. Ich kann nur jedem empfehlen, einmal in ein Seniorenheim reinzuschnuppern und fand es sehr interessant, das einmal von der anderen Seite aus zu erleben.
Durch den Lock down fielen natürlich auch die Seminartage des Aufbaukurses aus. Würden wir es noch schaffen, diesen 2020 abzuschließen? An dieser Stelle ein Lob an die Koordinatorinnen. Sie haben es geschafft, die Termine so zu bündeln, dass wir alle am 01.08.2020 den Aufbaukurs abschließen konnten. Auch die Themen des Aufbaukurses waren wieder sehr interessant und das gute Gefühl in der Gruppe, welches wir schon im Grundkurs miteinander hatten, stellte sich sofort, trotz Abstand halten, wieder ein. Wir hatten uns doch vermisst. So gab es ein weinendes und ein lachendes Auge am letzten Kurstag. Ich hoffe, wir schaffen es, in Kontakt zu bleiben. Es gibt schon einen Termin, an dem wir bei mir zusammen einen Film sehen wollen, der sich mit der Thematik Lebensende beschäftigt.
Ich fühle mich gut vorbereitet und bin gespannt, wie mein Weg weitergeht. Die Absolvierung des Kurses kann ich nur jedem empfehlen, auch wenn man später nicht im Ehrenamt tätig sein möchte. Für mich persönlich hat der Kurs meine Sicht auf das Leben und Sterben sehr verändert und mich auch ein Stück weit beruhigt.
Autorin: Andrea Kupke, Kursteilnehmerin 2019-2020, ehrenamtliche Mitarbeiterin Hospizverein Altenkirchen